Wie die Pfarrei Maria Königin vermeldet, ist es im Pfarrbüro durch einen Hacker-Angriff aus dem Internet zu einem folgenschweren Malheur gekommen. Die Taufdaten aller in Niedernhausen registrierten Katholiken sind gelöscht oder in Kochrezepte für verschiedene Schweizer Fischgerichte verwandelt worden. Aufgrund dieser verdrießlichen Tatsache müssen sich nun alle in Niedernhausen registrierten Katholiken dem selten durchgeführten Ritual der johanneischen Auffrischungstaufe unterziehen, damit sicher gestellt werden kann, dass sie auch tatsächlich getauft sind Ausgenommen sind lediglich solche, die noch glaubwürdige Zeugen für ihre Taufe vorstellen können, die noch nicht das Greisenalter (52 J.) erreicht haben. Um den zeitlichen Aufwand für diese Maßnahme zu minimieren, wird sie im großen Rahmen während der Osternacht durchgeführt.

Sicher würde es zu lange dauern, jeden Gläubigen einzeln zum Taufbecken zu führen. Zunächst wurde deshalb in Erwägung gezogen, das Waldschwimmbad anzumieten, allerdings kann das Gesundheitsamt zur Zeit noch nicht gewährleisten, dass die Wasserqualität ausreichend ist. Es besteht die Gefahr, dass einige Milliarden Mikroben versehentlich mitgetauft werden. Auch im Sinne der Schnupfenprophylaxe wurde von diesem Plan Abstand genommen. Aus klerikalen Kreisen wurde es abgelehnt, vorsorglich den Blasiussegen zu spenden. Es wurde stattdessen festgelegt, dass ein Gartenschlauch zur Hilfe herangezogen werden soll. Um den Boden und die Bänke in der Kirche nicht unnötig durch Hochwasser zu schädigen, werden sich alle Gläubigen im Pfarrhof aufstellen (sollte dieser überfüllt sein, ist eine Prozession angedacht). Pfarrer Debus wird dann an der Treppe zur Bahnhofstraße Position einnehmen, gemeinsam mit dem ausdrücklich vom Vatikan zertifizierten Schlauch. Dann werden alle unter Anleitung ihr Taufbekenntnis wiederholen und anschließend mithilfe des Schlauchs getauft.

Die Frage könnte natürlich gestellt werden, woher die benötigten Mengen an Weihwasser genommen werden. In der nun herrschenden Ausnahmesituation wurde eine Sondergenehmigung erteilt, kurzerhand die gesamten Grundwasserbestände der Gemeinde zu segnen, so dass der Gartenschlauch einfach an die Hauptleitung angeschlossen werden kann. Es wird jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das üppige Vorhandensein des Weihwassers nicht dazu berechtigt, sozusagen Privattaufen in den eigenen vier Wänden durchzuführen. „Aber“, so stellte ein Sprecher zufrieden fest, „so werden wir allen lokalen Teufelsanbetern und Vampiren gründlich den Tag vermiesen.“ Das Besprühen der Hauswände zur Austreibung sich eventuell illegal dort aufhaltender Dämonen und heidnischer Homunkuli wird jedoch nachdrücklich empfohlen.

Die Gläubigen werden gebeten, zu der Feier bitte Badeschlappen mitzubringen, wobei auf eine dezente Farbgebung zu achten ist. Geraten wird auch zu Friesennerz oder Regenponcho, wobei betont wird, dass der Kopf im Moment der Taufe frei und für den Wasserstrahl erreichbar sein muss. Insofern wären auch Regenschirme oder mitgebrachte Pavillons nicht zweckdienlich. Ebenfalls wird gebeten, die Taufpaten, soweit noch verfügbar, mitzubringen. Sollten diese ortsansässig sein, wird gebeten, auf externe Personen zurückzugreifen. Nicht zulässig ist eine rein virtuelle Anwesenheit über Webcams oder neuartige Telefone.

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