Sind Aprilscherze nötig?

Oder anders gefragt: Fehlt manchen Leuten das Humor-Gen? 

Keine BeschreibungEs ist weltweit eine nette Tradition, Mitmenschen in den April zu schicken. Man erzählt kleine Lügengeschichten, die wohl wahr sein könnten, aber bei genauer Betrachtung doch etwas unwahrscheinlich wirken, so dass man sie entlarven kann. Der Spaß dabei ist, den Mitmenschen, den man in den April schickt, genau dadurch als Naivling, Gutgläubigen usw. zu entlarven, indem man ihm die kleine Lügengeschichte so auftischt, als sei sie die reine Wahrheit, so dass dieser sie glaubt. Der entscheidende Augenblick dabei ist der Moment der Wahrheit, wenn der Veralberte merkt, dass man ihn auf den Arm genommen hat, egal ob durch eigenen Geistesblitz oder Aufklärung. 

Es sollte allgemeines Lachen folgen. Wieso Menschen das Aprilscherzen lustig finden, weiß man nicht, aber es ist so. Und es ist gut, wenn Menschen Dinge lustig finden. Lachen ist gesund, Humor muss sein. Bei Aprilscherzen geschieht der auf Kosten anderer, aber ist dabei nicht wirklich bösartig, der Spaß besteht ja gerade in der Aufklärung, bzw. der Erkenntnis. So ist niemandem geschadet, alle hatten ihren Spaß. Wenn, ja wenn man mit der Gabe der Humorfähigkeit gesegnet ist. 

Das Ende einer kleinen Tradition 

Bis zu diesem Jahr gab es auch die Tradition bei einer lokalen Kirchengemeinde, den Besuchern der Webseite der Pfarrei durch einen Aprilscherz etwas Freude zu bereiten. Manche warteten geradezu darauf, dass der Pressewart wieder eine absurde Geschichte ins Netz stellte. Andere sahen das nicht so. Für sie ist so etwas unpassend, beleidigend oder was immer. Ob Aprilscherze nötig sind, wurde ich gefragt. Natürlich nicht. Genauso wenig wie Kappensitzungen, Kinofilme, Bücher und alles andere, was nicht gerade für das Überleben relevant ist. Nicht jede Art von Humor zu teilen, ist jedermanns gutes Recht. Aber schade ist, dass die Fraktion der Beleidigten immer mehr bestimmt, wo es lang geht. Und deshalb wurde der diesjährige Aprilscherz, der eigentlich den ganzen April zur Verfügung stehen sollte, von mir frühzeitig von der Seite genommen, und als Folge davon wird es nächstes Jahr keinen Aprilscherz geben.

Das Ersatz-Programm 

Wer dennoch nicht auf den Witz am 1.4.2009 verzichten möchte, sei hierher zu steyvel.com eingeladen, hier wird es nämlich einen geben, ohne jegliche Beeinträchtigung durch sonst wen! Hier herrscht freie Rede und wer unseren Humor nicht teilt, kann das gerne seinem Frisör erzählen. 

Unten übrigens der Stein des Anstoßes. Wer Tipps geben will, was daran so schlimm ist, kann das unten über die Kommentar-Funktion gern machen. Er war nicht böse gemeint, sollte niemanden verunglimpfen, aber ist dennoch bei manchen in den falschen Hals gekommen. Wie ist Ihre Meinung dazu? Beteiligen Sie sich unten an der Diskussion!
 

 

Hier der beanstandete Text, inklusive Bildern 

Kirche kauft Anker-Areal 

Keine Beschreibung

Endlich kommt Bewegung in die weitere Entwicklung des inneren Ortskerns. Das als "Anker-Areal" bekannte Grundstück wird von der katholischen Kirche gekauft. Anders, als der kritische Leser nun vermuten könnte, ist dies aber kein Zeichen von ungeahntem Geldsegen bei der Kirche, sondern Teil einer Rationalisierungsmaßnahme. 

Wie allgemein bekannt ist, veranstaltet die Pfarrei Maria Königin seit nunmehr fast dreißig Jahren Zeltlager für Kinder und Jugendliche. Gleiches tun ungezählte andere katholische Gemeinden in Deutschland. Der Haken bei der Sache ist, dass die benutzte Ausrüstung (Zelte, Kühlschränke usw.) fast das ganze Jahr über irgendwo gelagert werden muss, und das meist in Gebäuden, die zu alt und gebrechlich sind oder aus Spargründen verkauft werden müssen. 

Um dieser zermürbenden Situation ein Ende zu bereiten, wurde von der deutschen Bischofskonferenz die Einrichtung eines nationalen Zeltlager-Verteil-Zentrums beschlossen. Bei der Auswahl des Standortes waren zentrale Lage und Fähigkeiten des lokalen Zeltwarts ausschlaggebend. Bei einem letzten Auswahlverfahren fiel die Entscheidung deshalb auf Niedernhausen und seinen Zeltwart Stefan Krissel, ab 1. April 2008 Vorstandsvorsitzender der neuen Catholic-Camp-Partners AG (CCP), einer 100%igen Tochter der vatikanischen Jugendarbeitsadministration. 

Keine BeschreibungNun soll möglichst schnell auf dem ehemaligen Anker-Areal ein mehrstöckiger Gebäudekomplex entstehen, in dem für sämtliche Lager betreibenden Pfarreien Deutschlands die Ausrüstung gelagert wird. Ein Fuhrpark von 17 Sattelschleppern wird dafür sorgen, dass die Ausrüstung jedes Jahr rechtzeitig an die verschiedenen Lagerplätze ausgeliefert wird. 

Es wurde bereits ein erster Architektenentwurf eingereicht (siehe Bild), auf dem deutlich die Garageneinfahrten sowie die Fensterreihen für die Verwaltungsbüros zu sehen sind. "Wir fühlen uns natürlich sehr geehrt, dass Niedernhausen als Standort ausgewählt wurde", sagte Stefan Krissel sichtlich gerührt. "Unser alter Schuppen war nicht mehr ganz dicht und es gab dort mehr Mäuse als Zelte." Auch die Gemeindevertretung der Zivilgemeinde äußerte sich entzückt. Nun sei endlich ein Investor für den Ortskern gefunden, noch dazu so ein heiliger. 

Das neue Gebäude wird klimatisiert sein und über eine automatische Trocknungsanlage für feuchtes Material verfügen, so dass Schimmel in Zukunft keine Sorge bereiten muss. Auch Zivilisten, sollen etwas von der neuen Einrichtung haben. Außerhalb der Lagerzeiten sind viele Ausrüstungsgegenstände ausleihbar. Damit die Anwohner ob des monumentalen Baus nicht verärgert werden, bekommen sie eine lebenslange Kostenbefreiung für die Ausleihe zugesprochen. 

Natürlich entstehen durch die neue Einrichtung auch jede Menge Arbeitsplätze. Für weitere Informationen dazu schauen Sie bitter hier nach [da war ein Link zu einer April-April-Seite].

Schuppen

 Der alte, marode Zeltschuppen von MKN.

Schuppen

 So sieht es noch jetzt aus - viel primitiver als bald.

Qualifizierte Kommentare

Keine (weiteren) Kommentare erlaubt

Frank Reinhardt schrieb am 22.04.2008 21:19:28:

Der Aprilscherz muss bleiben! Denn geäußert haben sich (sehr wahscheinlich) nur die, denen es nicht gefiel. Ich fand´s jedenfalls klasse.

Folgenden Link hierzu im Internet: http://www.religioeses-brauchtum.de/sommer/aprilscherz.html

Denn Spaß und Glaube schließen sich nicht per se aus!

Monika schrieb am 21.04.2008 14:06:28:

Hallo Stefan,
so ganz verstehe ich unsere Welt nicht mehr. Müssen wir den Humor aus unserer Kirchengemeinde verbannen? Ich muss mal ganz erst darüber nachdenken, ob ein Beitrag meinerseits auf unserer so gern besuchten Fassenachtsveranstaltung überhaupt noch machbar ist. So ein Auftritt könnte mir und den Besuchern ja Spass machen und das würden wieder einige in den falschen Hals bekommen. Dein Artikel war so übertrieben aufgezogen, dass eigentlich jeder den Aprilscherz erkennen musste und das auch \"rot auf weiß\" lesen konnte. Ich kann mich noch genau erinnern, dass vor ca. 25-30 Jahren einmal am 1. April in den \"Niedernhausener Nachrichten\" ein Artikel stand, dass die Gemeinde Niederhausen beabsichtige, 2 Hammerhaie im Waldsee auszusetzen. Einige unserer Niedernhausener Mitbürger liefen schier Amok. Ich persönlich finde es äußerst schade, dass junge Menschen, die ihr offensichtliches Talent ehrenamtlich für unsere Gemeinde zur Verfügung stellen, jedesmal einen Dämpfer verpasst bekommen.

Kerstin Hartwich schrieb am 15.04.2008 12:15:36:

hluja, sog i

wer über aprilscherze lacht bekommt im himmel kein begrüßungsgeld!

Helmut Ke?ler schrieb am 10.04.2008 20:29:32:

Es darf nicht sein, was ist.
Wer immer die ?Verf?gung? erlassen hat, dass diese k?stliche Anekdote von der Homepage MKN zu entfernen sei, zeigt eine Humorlosigkeit, die man nur kopfsch?ttelnd zur Kenntnis nehmen kann.
Was ist an diesem Beitrag denn soooo verwerflich? Es war da nichts Beleidigendes oder Verunglimpfendes darin zu finden!
Wenn das Argument gebraucht wurde, dieser Beitrag h?tte auf der Homepage einer Kirchengemeinde nichts zu suchen, dann m?ssten logischerweise auch solche Beitr?ge verschwinden, die sich in ihrer profanen Art von religi?ser Betrachtungsweise unterscheiden, z.B.
Fassenacht, M?tter Kind Gruppen, Seniorennachmittage, Kegelclubs, Skatrunden, Tanzabende um nur einmal ein paar zu nennen.
Also liebe Kritiker: Lasst die Kirche im Dorf oder besser gesagt, seid auch einmal fröhlich und lustig, das Leben ist doch schon ernst genug!
Herzlichst Euer (ehemaliger) Fassenachtspfarrer Helmut

Antwort von Stefan:

Schön, sowas zu lesen! :-) Nur eine Korrektur: Es hat niemand "verf?gt", ich wurde lediglich bestimmt darum gebeten.

Bernhard schrieb am 10.04.2008 13:10:14:

Hallo Stefan,
ich fand die Aprilscherze, bis auf den vorletzten, immer gut.
Worüber man unter Umst?nden geteilter Meinung sein kann, ist die Dauer der Ver?ffentlichung. Jeder Aprilscherz wird ziemlich bald mit dem Kommentar April April beendet, will heißen am 2.04 sp?testens am 3.04 ist der Aprilscherz eigentlich beendet.

Antwort von Stefan

Eigentlich ja, nur dann lesen ihn kaum Leute - dafür ist die Arbeit dann wieder zu viel.

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